Nach der Bundestagswahl im September ist der Wahlkampf vorbei, die Parteien schalten in den Verhandlungsmodus und suchen nach neuen Möglichkeiten, wie zukünftig gemeinsam regiert werden kann. Dass das Thema Digitalisierung im Wahlkampf nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die es verdient, ist auch Teil unserer Blogreihe für den Monat September.
In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung beschreibt der Journalist Andrian Kreye, wie das Thema Digitalisierung in den letzten Wochen vor allem als Infrastrukturproblem (“flächendeckender Handyempfang”) behandelt wurde. Auch wenn Kreye in der zunehmenden Digitalisierung viele Bedrohungen erkennt, hebt er gleichzeitig hervor, wie sie das Leben aller Menschen in jedem nur erdenklichen Aspekt verändern wird.
Der Albtraum für jede:n Fahrradliebhaber:in – das eigene Rad wurde gestohlen. Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist nach wie vor hoch, die Aufklärungsquote gering. Die Berliner Polizei veröffentlicht daher seit Anfang September tagesaktuelle Informationen zu Fahrraddiebstählen auf dem Open Data Portal der Stadt. Die Veröffentlichung der Daten solle “Programmierer herausfordern, diese Daten zu nutzen und Anwendungen zu entwickeln, auf die wir noch gar nicht gekommen sind”, so zitiert Golem Stefan Redlich, Vizechef des Landeskriminalamtes. Erste Anwendungen, die auf den bereitgestellten Daten beruhen, ließen nicht lange auf sich warten: So entwickelte u. a. Jan Lemcke in seiner freien Zeit eine Übersichtskarte der Rad-Diebstähle. Der dazugehörige Code ist frei und kann auf Github abgerufen werden. Ein Twitter-Bot gibt jeden Tag Auskunft darüber, wie viele Fahrräder welchen Typs gestohlen wurden und wie hoch die maximale Schadenshöhe war.
Die IT-Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann hatte im Mai dieses Jahres Schwachstellen in der Wahlkampf-App CDU Connect aufgedeckt und informierte umgehend die Partei über die Sicherheitsmängel. Anstatt eines Dankeschöns erntete sie eine Klage der CDU beim Bundeskriminalamt und anschließend bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Wie der SPIEGEL berichtet, stellte die Staatsanwaltschaft nun fest, dass die Daten der CDU-App so mangelhaft geschützt gewesen seien, dass eine illegale Überwindung von Sicherheitsmerkmalen für einen Abruf der internen App-Daten nicht nötig gewesen sei. Diese Tatsache stützt die Ausssage von Wittmann, dass die Daten leicht von Unbefugten hätten abgerufen werden können.
Die Reden im Bundestag jederzeit durchsuch-, und abrufbar zu machen, diesen Plan hat sich de.openparliament.tv auf die Fahnen geschrieben. Die rund 27 600 Redebeiträge wurden mit den Plenarprotokollen synchronisiert, so dass der gesamte Video-Korpus durchsuchbar gemacht werden konnte. Noch befindet sich die Seite in der Public Beta Phase, soll aber schon am 20. Oktober komplett veröffentlicht werden und dann soll auch der Open Source Code verfügbar sein.
Wer die Covpass-App aus dem herstellerunabhängigen App-Store F-Droid herunterladen wollte, schaute bis vor einigen Wochen in die Röhre: Der Einsatz von proprietären Features hatte zur Folge, dass die App bislang lediglich in den offiziellen Stores von Apple, Google und Huawei erhältlich war. Nur durch die intensive Arbeit von Freiwilligen der Free Software Foundation Europe (FSFE) wurde eine Veröffentlichung auf F-Droid ermöglicht. Die FSFE spricht in diesem Zusammenhang von einem Versagen der öffentlichen Einrichtungen, denn einmal mehr übernähmen Freiwillige die Aufgaben von Regierungen und Verwaltungen. Der gesamte Artikel ist hier zu lesen.
Die Nutzer:innen der Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes (DWD) können bereits seit dem Sommer Wetterereignisse aus ihrer Region per App an den DWD melden. Auf diese Art und Weise sind mehr als zwei Millionen Wettermeldungen aus ganz Deutschland zusammen gekommen. Der DWD stellt die meteorologischen Daten ab sofort über seine Webseite anonymisiert als Datensatz zur Verfügung.
Auf der Seite click that hood kann man die Nachbarschaften und Bezirke der eigenen Stadt besser kennenlernen, indem man sie mit einem Mausklick auf einer Umriss-Karte korrekt identifiziert. Die deutsche Version der Seite lag lange auf Eis, nun wurde das Repository zu Code for Germany umgezogen und soll regelmäßig auf dem neuesten Stand gehalten werden.
Und sonst so?
Mit einer Idee, die an das Kunstwerk “La trahison des images” von René Magritte erinnert, bringt die Informationsdesignerin Vaishali Verma Datenanalyse und den Fortschritt beim Streichen ihres Gartenzauns zusammen.