Klara Juhl ist 24 Jahre alt und seit 2021 im Code for Germany Netzwerk aktiv, vor allem als Co-Autorin des Code for Germany Community Blog Formats Out in the Open. Im Januar hat sie ihre Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung abgeschlossen und arbeitet als Softwareentwicklerin für ein Unternehmen, das Geoinformationssysteme entwickelt. Neben dem digitalen Ehrenamt genießt sie den Ausgleich in der Natur. Wir sprechen in einem Zoom-Call über Code for Germany:
Lass uns damit anfangen, wie du zu Code for Germany gekommen bist …
Durch einen ziemlich großen Zufall. Während Corona, 2021, habe ich mir öfter eine Zeitung – also meistens „Die Zeit“ - gekauft, und da habe ich einen Artikel gelesen über Menschen, die versuchen, mit digitalen Mitteln die Welt besser zu machen. Es ging um Code for Germany und ich glaube auch um Gieß den Kiez. Was mich aber wirklich gecatcht hat, war, dass dort stand, dass jeder mitarbeiten kann, der daran interessiert ist. Diese partizipative Herangehensweise hat mir das Gefühl gegeben, dass auch ich da mitarbeiten kann, auch wenn ich vielleicht noch gar nicht so viel Ahnung habe von dem ganzen Thema. Dann habe ich recherchiert und herausgefunden, dass es auch in Osnabrück so ein OK Lab gibt und dort habe ich Julia kennengelernt. Über sie bin ich dann zum Blog gekommen.
Wie sah dein Ankommen im Lab und dein Weg zum Blog genau aus?
Tatsächlich habe ich im OK Lab selbst sehr wenig gemacht. Es gab Corona-Einschränkungen und das Lab ist gerade, als ich reingekommen bin, so ein bisschen eingeschlafen. Ich bin nicht die Person, die Dinge dann selbst in die Hand nimmt und organisiert. Deswegen bin ich ausschließlich im #codeforde-kommunikation Slack-Channel aktiv und fühle mich da sehr wohl. Schreiben mochte ich schon immer gern. Früher wollte ich Journalistin werden, habe dann aber beschlossen, dass das mein Hobby bleiben soll. Als Julia, die selbst im journalistischen Bereich tätig ist, mir erzählt hat, dass sie noch Leute für das Kommunikationsteam brauchen, habe ich mir Gedanken gemacht, welche Aufgaben mir vielleicht am meisten Spaß machen und mir am meisten liegen würden und das war dann eben der Blog. Am Anfang fiel es mir ein bisschen schwer, weil ich in dem Thema noch gar nicht drin gesteckt habe und viele Begrifflichkeiten nicht kannte. Mit der Zeit ist das auf jeden Fall besser geworden.
Fühlst du dich inzwischen integriert in der Civic Tech und Open Data Szene, über die du jeden Monat schreibst?
Schon, ja. Ich steck‘ auf jeden Fall immer noch nicht so tief drin wie andere Leute, die dabei sind. Da bin ich immer wieder beeindruckt, wie viel einige aus der Szene wissen und wie sehr sie den Überblick haben, über das, was passiert. Zum Beispiel Jörg, der ja auch mit am Blog schreibt. Ich glaube, das liegt auch daran, dass ich selbst wenig Projekte realisiere. Irgendwie schade, aber ich habe auch nicht so viel Zeit. Viele machen das trotzdem alles ehrenamtlich, neben ihrer eigentlichen Arbeit. Da habe ich Respekt vor. Die Szene ist sehr vielfältig, es sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten dabei. Das finde ich immer wieder interessant. Außerdem hatte ich nie das Gefühl, dass ich irgendwie als dumm oder unwissend abgestempelt werde, wenn ich etwas nicht weiß. Ich habe das Gefühl, dass alle grundsätzlich sehr offen, tolerant und hilfsbereit sind.
Welche Rolle spielt Diversität für dich in der Community?
Als ich einmal live vor Ort war, 2021 in Moers, ist mir auch stark aufgefallen, dass die Community eher älter ist. Ich habe mich dadurch nicht unwohl gefühlt, aber so entsteht natürlich eine krasse Differenz, was die Erfahrungswerte angeht. Dadurch habe ich mich manchmal noch unerfahrener und unwissender gefühlt. Ich glaube, wären mehr Leute wie ich da gewesen, die gerade erst den Einstieg gefunden haben, dann wäre das für mich ein bisschen gewinnbringender gewesen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wenig Menschen sich in meinem Alter trauen, da reinzugehen. Ich glaube, wäre Julia nicht gewesen, die ja auch noch recht jung ist, die mich da so ein bisschen eingeschleust hat, dann hätte ich vielleicht auch den Absprung wieder gemacht. Dass ich eine Frau bin, hat für mich hingegen nie wirklich eine Rolle gespielt. Ich bin ja auch ein bisschen daran gewöhnt durch meinen Beruf, auch wenn sich das glücklicherweise gerade wandelt. Auch hier war es bestimmt gut, Julia als weibliche Bezugsperson zu haben.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir von mir selbst, einmal aktiv an einem Projekt zu arbeiten. Nicht mit dem Anspruch, dass es erfolgreich sein muss oder besonders groß oder ganz toll. Einfach nur um ein bisschen mehr damit zu arbeiten, worüber ich schreibe. Und ich habe das Gefühl, dass hier ganz viele Sachen passieren, z.B. kleine Projekte, über die ich auch manchmal im Blog schreibe, die richtig cool sind, aber dann verloren gehen. Ich fände es gut, einen zentralen Hub zu haben, wo das alles gesammelt ist. Das würde bestimmt auch beim Einstieg helfen. Das Thema Open Data ist auch oft mit deutschen Behörden verbunden. Da gibt es nochmal eine ganz andere Welt an Begrifflichkeiten und Abkürzungen, die man überhaupt nicht einordnen kann, wenn man neu dazu kommt. Auch dafür wäre so ein zentraler Einstiegspunkt, der seicht in die Szene einführt, bestimmt gut.
Was wäre dein Traum Code for Germany Projekt?
Ich finde eigentlich alles spannend, was mit Geo-Daten zu tun hat. Damit arbeite ich ja auch. Wenn etwas über Geo-Daten im Blog drin ist, schaue ich mir das gern mal genauer an. Das DLR und die ESA veröffentlichen z.B. immer mehr freie Satellitendaten. Wenn ich damit irgendwas in Richtung vorhersagen oder Klimaentwicklung anfangen könnte, das wäre, glaube ich, echt cool.