Open Data, 10 Jahre nichts gelernt? – Out in the Open Mai 2022

09.06.2022 von Jörg Reichert - OKLab Leipzig

Gulaschprogrammiernacht

Vom 19. bis 21. Mai fand in Karlsruhe die Gulaschprogrammiernacht (GPN) zum 20. Mal statt, nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause auch endlich wieder in Präsenz. Mehr erfahrt ihr auf Netzpolitik.

Auch das Code for Germany Netzwerk nutzte die Gelegenheit sich im Rahmen dieser Konferenz zu treffen. So berichteten Vertreter*Innen aus mehreren Labs in einer eigenen Session über ihre Themen, Ideen und Forderungen.

Die Kern-Erkenntnis aus der sich anschließenden Diskussion formulierte stk in seinem Blog-Beitrag Das Auf-den-Kopf-gestellte Nutzungsversprechen aus: der Fokus “die öffentliche Hand soll Open Data bereitstellen, damit Dritte irgendetwas damit tun” sei eines der fundamentalsten Missverständnisse des letzten Jahrzehnts in der Szene. Und dieses Missverständnis sabotiere seit Jahren die eigentlich anzugehenden Aufgaben.

10 Jahre OpenData-Aktivismus und nichts gelernt?

Bereits im Vorfeld konstatierte herr_ole in seinem Tweet, dass wir offenbar im Jahr 2022 nahezu identische Diskussionen zu OpenData wie 10 Jahre zuvor führen, ohne dass irgendein Erkenntnisgewinn spürbar wäre.

Dazu passend forderte Arne Semsrott von FragDenStaat schon Anfang des Monats im Gespräch mit Christine Kolbe, dass die Open-Bewegungen in den kommenden Jahren mit ihren Anliegen noch forcierter an Entscheidungsträger*innen herantreten müsse.

Allerdings stellte Mario Wiedemann, Open-Data-Experte bei der Bertelsmann Stiftung, im Nachgang zum Open-Data-Barcamp in Bochum am 11. Mai in seinem Standpunkt fest, dass ohne gesetzliche Grundlagen, IT-Investitionen und den politischen Willen die Akteur:innen das Thema nicht voranbringen können.

Auch wenn es seit 20. Mai einen Kompromissvorschlag gibt, macht der Artikel vom 6. Mai zum Streit um Verschwörhaus in Ulm leider deutlich, dass mancher politische Wille nur auf die Vereinnahmung und buchstäblichen Verdrängung jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit abzielt. Statt die geleisteten ehrenamtlichen Aktivitäten zu wertschätzen, Ideen aufzugreifen und verwaltungsseitig zuzuarbeiten, stehen das eigene Image und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund.

Dass das auch anders geht, zeigt Claus Arndt, Beigeordneter der Stadt Moers, der die eingangs erwähnte von herr_ole angestoßene OpenData-Debatte aufgriff und seine Punkte aus Sicht seiner Kommune formulierte.

Wie geht es besser?

Auch im Rahmen der Gulaschprogrammiernacht wurde vom Chaosradio Freiburg ein Gespräch zwischen stk und Paula aufgezeichnet, in dem es über die Digitalisierung in der Verwaltung und deren Fallstricken geht.

Dass Wissensvermittlung nicht immer dröge sein muss, beweist das selbstironische Erklärvideo Linked Open Data, how does it work.

In der Stadt Zürich gilt seit 1. September 2021 durch Stadtratsbeschluss der Grundsatz “Open by default”. Zudem wird für 99% der Datensätze die CC-0-Lizenz verwendet. Mehr dazu im Vortrag von Stefan Oderbolz aus dem Open Data Team Zürich.

9-Euro-Ticket

Wie es Ingwar Pero in seinem Tweet schön auf den Punkt bringt: unser heiliges Tarif- und Verkehrsverbünde Reich deutscher Nation spielt mindestens drei Monate keine Rolle mehr.

Für die interessierten 9-Euro-Ticket-Nutzer:innen hat direkt.bahn.guru jetzt eine Filter-Option, um nur Züge des Nah- und Regionalverkehrs anzuzeigen, wie Julius aber berichtet, sollte man in jedem Fall nochmal auf bahn.de schauen, ob das 9-Euro-Ticket auch für den Zug gilt, in den man einsteigt, da in den Daten manche Züge als Regionalbahn kategorisiert sind, auch wenn das Ticket dort nicht gilt (z.B. Flixtrain). Ein ähnliches Tool der Berliner Morgenpost bzw. funkeinteraktiv kann zudem durch eine Umsteige-Option mehr Halte anzeigen.

Auch in diesem Zusammenhang ist in Erinnerung zu rufen, dass Offene Daten und Mobilität leider keine Selbstverständlichkeit sind und immer noch viele Verkehrsverbünde ihre Fahrpläne nicht als OpenData bereitstellen, wie rettedeinennahverkehr.de zurecht anprangert.

Und sonst noch?

Die Bundestagsverwaltung hat für die DIP API einen neuen API-Key veröffentlicht und eine neue Version der API-Doku als PDF-Dokument veröffentlicht (inoffizielles Diff zur Vorversion).

Gemeinsam mit @OpenRewi verfasst FragtDenStaat ein offenes Handbuch zur Informationsfreiheit und sucht dafür noch Mitstreiter.

Ed Hawkings stellt dankenswerterweise Visualisierungen zum Klimawandel offen zur Verfügung.

Termine aus der Welt der offenen Daten